Bio-Offensive in Österreichs Kantinen: Revolution oder Luftschloss?

Redaktion

20. Oktober 2025

Ein neuer Vorstoß: Mehr Bio in Österreichs Kantinen

Am 20. Oktober 2025 hat BIO AUSTRIA eine Pressemitteilung veröffentlicht, die für Aufsehen sorgt: Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig plant, den Anteil biologischer und regionaler Lebensmittel in den Kantinen der Bundesministerien massiv zu erhöhen. Die Initiative wird von vielen als längst überfälliger Schritt gefeiert, doch es gibt auch kritische Stimmen.

Die Fakten auf den Tisch: Was steckt hinter der Ankündigung?

Laut BIO AUSTRIA soll der Anteil von Bio-Lebensmitteln in öffentlichen Kantinen bis 2030 auf 55 Prozent steigen. Aktuell liegt dieser Anteil in den meisten Einrichtungen noch unter den im Aktionsplan „Nachhaltige Beschaffung“ festgelegten Quoten. Die Realität hinkt den ambitionierten Zielen hinterher, was die Frage aufwirft: Kann der Plan tatsächlich umgesetzt werden?

Ein Blick in die Vergangenheit: Wie kam es dazu?

Der Aktionsplan „Nachhaltige Beschaffung“ wurde ins Leben gerufen, um die öffentliche Beschaffung nachhaltiger zu gestalten. Bereits 2023 sollten 25 Prozent der Lebensmittel in Bio-Qualität eingekauft werden. Diese Quote soll bis 2025 auf 30 Prozent und bis 2030 auf 55 Prozent steigen. Doch die Umsetzung dieser Vorgaben gestaltet sich schwierig, da es oft an verbindlichen Regelungen und Kontrolle mangelt.

Die Vorreiterrolle der landwirtschaftlichen Schulen

Ein positives Beispiel sind die landwirtschaftlichen Schulen des BMLUK, die bereits eine Bio-Quote von 35 Prozent und einen Regionalanteil von 80 Prozent erreicht haben. Diese Zahlen zeigen, dass hohe Bio- und Regionalquoten möglich sind, wenn der politische Wille vorhanden ist.

Österreich im Vergleich: Wie schneiden andere Länder ab?

Dänemark dient oft als Vorbild, wenn es um die Integration von Bio-Lebensmitteln in öffentliche Kantinen geht. Dort liegt der Bio-Anteil bereits bei durchschnittlich 85 Prozent, einige Einrichtungen erreichen sogar über 90 Prozent. Eine verpflichtende Bio-Zertifizierung, die seit 2009 besteht, hat diesen Erfolg ermöglicht. Könnte ein ähnliches Modell auch in Österreich funktionieren?

Die Auswirkungen auf die Bürger: Was bedeutet das für den Alltag?

Für die Bürger bedeutet die Umstellung auf Bio-Lebensmittel in öffentlichen Kantinen nicht nur gesündere Mahlzeiten, sondern auch eine Unterstützung der heimischen Landwirtschaft. Die Einhaltung der Bio-Quoten bietet den Biobäuerinnen und Biobauern verlässliche Absatzmöglichkeiten und stärkt die regionale Wertschöpfung.

Expertenmeinungen: Ein Balanceakt zwischen Idealismus und Realität

Barbara Riegler, Obfrau von BIO AUSTRIA, betont die Notwendigkeit einer verbindlichen und überprüfbaren Umsetzung des Aktionsplans. „Es reicht nicht aus, dass einzelne Ministerien mit gutem Beispiel vorangehen. Wir brauchen eine flächendeckende Umsetzung in allen öffentlichen Einrichtungen des Bundes“, so Riegler.

Auch Barbara Holzer vom Verband Enkeltaugliches Österreich sieht die Chancen der Initiative: „Die Bedeutung der Bioregionalität in Österreichs öffentlichen Küchen rückt endlich ins Bewusstsein. Eine verpflichtende Bio-Zertifizierung könnte den entscheidenden Unterschied machen.“

Die Herausforderungen: Bürokratie und Kontrolle

Ein Hauptproblem bleibt die Kontrolle. Ohne ein effektives Monitoring und klare Kriterien für die Umsetzung der Bio-Quoten bleibt der Plan ein Papiertiger. Die Skandale um das Parlamentsrestaurant „Das Kelsen“ zeigen, dass es nicht nur Versprechungen braucht, sondern auch eine transparente und verpflichtende Zertifizierungspflicht.

Die Forderungen von BIO AUSTRIA: Ein Katalog für die Zukunft

  • Verbindliche Umsetzung der Bio-Quoten des naBe-Aktionsplans in allen Bundeseinrichtungen
  • Unabhängiges Monitoring zur Überprüfung der Einhaltung der Vorgaben
  • Klare Kriterien für regionale Herkunft und Bio-Anteil in allen neuen Pachtverträgen öffentlicher Kantinen
  • Transparente Berichterstattung über die erreichten Bio- und Regionalquoten in allen öffentlichen Einrichtungen

Ein Ausblick: Wohin führt der Weg?

Bis 2030 soll der Bio-Anteil in der Gemeinschaftsverpflegung auf 55 Prozent steigen. Doch das Ziel ist ambitioniert und erfordert konsequente politische Maßnahmen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Österreich den dänischen Weg gehen kann oder ob die Initiative im bürokratischen Sumpf versinkt.

Barbara Riegler fasst zusammen: „Das 55-Prozent-Ziel für Bio in der Gemeinschaftsverpflegung ist nicht nur ein politisches Versprechen, sondern ein notwendiger Schritt für Klimaschutz, Tierwohl und die Förderung der regionalen Landwirtschaft.“

Fazit: Ein mutiger Schritt mit ungewissem Ausgang

Die Ankündigung von BIO AUSTRIA und dem Landwirtschaftsministerium könnte einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Österreich leisten. Doch der Weg ist steinig, und es bleibt abzuwarten, ob die politischen und bürokratischen Hürden überwunden werden können. Eines steht fest: Die Zukunft der Bio-Lebensmittel in Österreichs öffentlichen Kantinen wird mit Spannung erwartet.

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